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Wundbehandlung bei Diabetes
Bei Menschen mit Diabetes heilen Wunden schlechter. Daher besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines diabetischen Fußsyndroms.
Wundbehandlung

Wundbehandlung bei Diabetes

Wenn Menschen mit Diabetes Wunden haben, heilen diese oft schlechter ab. Dies erschwert die Wundbehandlung bei Diabetes und kann im schlimmsten Fall zu einem diabetischen Fußsyndrom führen. Damit sind alle Wunden unterhalb des Knies bei Menschen mit Diabetes gemeint. Bei Diabetespatienten, die dauerhaft oder gelegentlich zu hohe Blutzuckerwerte haben, kann es zu einer Schädigung an den peripheren Nerven kommen. Man spricht hier von einer diabetischen Polyneuropathie. Eine Schädigung der Nerven in den Füßen sorgt dafür, dass der Betroffene unempfindlicher auf Schmerzen und Empfindungen reagiert und somit Verletzungen nicht so schnell wahrnimmt.

Auch die Innenwände der Kapillaren können beschädigt werden (diabetische Mikroangiopathie); ebenso die Arterien (diabetische Makroangiopathie). Dies kann sich in einer arteriellen Verschlusskrankheit niederschlagen, also einer Durchblutungsstörung in den Arterien. Bei rund 40 Prozent aller Patienten mit diabetischem Fußsyndrom ist die Ursache eine Polyneuropathie, bei weiteren 40 Prozent eine arterielle Verschlusskrankheit, bei den übrigen 20 Prozent liegt beides vor. Für die Wundbehandlung bei Diabetes ist es wichtig, die Ursache für ein diabetisches Fußsyndrom zu kennen.

Behandlung in zertifizierten Zentren

Für die Therapie eines diabetischen Fußsyndroms gibt es zertifizierte Zentren, die auf die Behandlung des diabetischen Fußes spezialisiert sind. Eine solche Zertifizierung können z. B. diabetische Schwerpunktpraxen, Fußambulanzen oder Kliniken erhalten. In einem solchen Zentrum arbeiten in der Regel folgende Berufsgruppen zusammen:

  • Diabetologen
  • Gefäßspezialisten
  • Podologen
  • Chirurgen
  • Gesundheits- und Krankenpfleger
  • Orthopäden bzw. orthopädische Schuhmacher

Therapie des diabetischen Fußsyndroms

Je nachdem, wie weit ein diabetisches Fußsyndrom bereits fortgeschritten ist, können unterschiedliche Therapieoptionen erfolgen:

  • Der Diabetes muss gut eingestellt werden, d. h., der Blutzucker sollte regelmäßig kontrolliert und dauerhaft gut eingestellt sein. So kann die Wundheilung häufig gebessert und die Schäden an den Nerven gestoppt werden. Schulungen zum Thema Diabetes können dazu beitragen, dass der Patient sicherer im Umgang mit seiner Erkrankung wird und in der Lage ist, seine Therapie so umzusetzen, dass gute Blutzuckerwerte erreicht werden können.
  • Die akute Wunde muss gut versorgt werden. Dabei sind die konkreten Maßnahmen zur Wundbehandlung sehr verschieden und sollten vom Arzt entschieden werden. Häufig muss die Wunde jeden Tag steril gesäubert werden und auch der Einsatz von Antibiotika kann sich unter Umständen empfehlen. Auf eine Therapie mit lokal wirkender Antibiotika-Salbe wird meist verzichtet, weil sie den Prozess der Wundheilung stören kann. Sinnvoll sind z. B. Wundauflagen, die antimikrobiell wirken, beispielsweise Verbände mit Aktivkohle und Silber. Der behandelnde Arzt sollte die Wunde jeden Tag untersuchen und, falls erforderlich, nekrotisches Gewebe abtragen. Beim Laufen sollte der Fuß dringend gepolstert werden, damit er entlastet wird. Es kann aber auch notwendig sein, dass der Arzt Bettruhe oder unter Umständen einen Klinikaufenthalt anordnet. Wenn die Wundbehandlung erfolgreich war, werden in der Regel orthopädische Schuhe angepasst, damit möglichst kein neuer Schaden entsteht.
  • Infektionen in der Wunde müssen behandelt werden. Dies hat seinen Grund nicht zuletzt darin, dass sich die Keime weiter ausbreiten können. Meist werden zur Behandlung von Infektionen Antibiotika eingesetzt.
  • Gegebenenfalls vorliegende Durchblutungsstörungen können medikamentös behandelt werden. Hierfür werden meist Blutverdünner eingesetzt, die die Fließfähigkeit des Blutes verbessern.
  • Eine eventuelle Erkrankung der Gefäße muss therapiert werden. Die verengten Gefäße können ebenfalls zu Durchblutungsstörungen führen und somit die Wundheilung stören. Zur Behandlung von Gefäßverengungen kann ein operativer Eingriff notwendig werden, bei dem z. B. ein Bypass gelegt oder ein Katheter zur Aufdehnung der Gefäße angelegt wird.
  • Unter Umständen kann eine Operation bei einer massiven Fehlhaltung des Fußes oder Infektionen, die nicht nachlassen wollen, notwendig werden.
  • Als letzter Ausweg wird die Amputation des Fußes oder von Fußteilen angesehen. Eine Amputation ist meist erst dann eine Option, wenn die Infektion sich auf andere Körperbereiche auszudehnen droht.

Fedor Singer